Reziproke In-vitro-Fertilisation – was ist das und wie läuft sie ab?
Die reziproke In-vitro-Fertilisation ist eine Art der Kinderwunschbehandlung, bei der beide Teile eines lesbischen Paars körperlich an der Schwangerschaft beteiligt sind. In diesem Blogartikel erklären wir Ihnen, was es mit der reziproken In-vitro-Fertilisation auf sich hat, wie sie funktioniert und warum manche Paare für ihren Kinderwunsch diese Methode wählen.
Was ist die reziproke In-vitro-Fertilisation?
Die reziproke IVF ist eine Kinderwunschbehandlung für lesbische Paare, bei der die Eizellen der einen Frau entnommen, mit Spendersamen befruchtet und dann in die Gebärmutter der anderen Frau transferiert werden. Bei gutem Verlauf nistet sich der Embryo in die Gebärmutterschleimhaut ein und es kommt zur Schwangerschaft. Die reziproke IVF ist die bevorzugte Kinderwunschbehandlung vieler lesbischer Paare, da beide Frauen körperlich an der Schwangerschaft beteiligt sind: Die eine steuert die Eizellen (und damit ihre Gene) bei, während die andere das Kind austrägt und zur Welt bringt.
Wie eine reziproke In-vitro-Fertilisation abläuft
Die reziproke IVF besteht aus 6 Schritten und ähnelt dabei sehr der normalen In-vitro-Fertilisation mit Spendersamen. Der einzige Unterschied ist, dass die Eizellen der einen Frau entnommen, dann aber in deren Partnerin transferiert werden. Im Folgenden der Ablauf einer reziproken In-vitro-Fertilisation im Überblick:
1. Auswahl eines Samenspenders
Vor Beginn der reziproken IVF müssen Sie einen Samenspender auswählen. Dabei sind viele Dinge zu beachten, unter anderem auch, wie viel Sie über den Spender wissen möchten und ob das Spenderkind später einmal die Möglichkeit haben soll, Kontakt zum Spender aufzunehmen.
2. Ovarielle Stimulation
Bevor die Eizellen entnommen werden können, müssen die Eierstöcke der Frau stimuliert werden, damit mehr als nur eine einzelne reife Eizelle entsteht. Durch die hormonelle Stimulation der Eierstöcke werden die Eierstöcke „überlistet“, sodass mehr Eizellen heranreifen als üblich.
3. Eizellentnahme
Nach der ovariellen Stimulation reifen, wenn alles gut läuft, viele Eizellen auf einmal heran, die nun entnommen werden müssen. Bei der Eizellentnahme entnimmt ein Kinderwunscharzt bzw. eine Kinderwunschärztin die Eizellen mithilfe einer dünnen Kanüle unter Ultraschallkontrolle.
4. Gebärmutterstimulation
Sind die Eizellen entnommen, benötigt die Partnerin, die den Embryo empfangen soll, ebenfalls eine Hormonstimulation, durch die ihre Gebärmutter auf den Transfer vorbereitet werden soll. Durch die Stimulation der Gebärmutter wird sichergestellt, dass das befruchtete Ei sich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten und dort zu einem Baby heranwachsen kann.
5. Befruchtung und Transfer
Nach der Entnahme werden die Eizellen von einem Embryologen bzw. einer Embryologin mit Spendersamen befruchtet. Nach drei bis fünf Tagen ist erkennbar, ob die Eizellen erfolgreich befruchtet wurden und sich ein Embryo (Blastozyste) entwickelt hat. Bei erfolgreicher Entwicklung wird die Blastozyste am fünften Tag in diejenige Partnerin transferiert, von der die Eizellen nicht stammen. Wenn sich mehr als eine Blastozyste erfolgreich entwickelt, können die überzähligen Blastozysten eingefroren und für einen weiteren Versuch oder für Geschwisterkinder eingelagert werden.
6. Schwangerschaft
Nach dem Embryotransfer nistet sich die befruchtete Eizelle bei gutem Verlauf in die Gebärmutterschleimhaut ein und es kommt zur Schwangerschaft. Etwa zwei Wochen nach dem Transfer der Eizellen kann festgestellt werden, ob die Behandlung erfolgreich war. Diese Zeit wird oft auch als die „zwei Wochen des Wartens“ bezeichnet. Wie Sie die Zeit herumbekommen, erfahren Sie in unserem Blogartikel zum Thema Was Sie in den zwei Wochen des Wartens machen können.
3 Dinge, die Sie vor der Entscheidung für eine reziproke In-vitro-Fertilisation bedenken sollten
Wenn Sie und Ihre Partnerin über eine reziproke In-vitro-Fertilisation nachdenken, um sich Ihren Kinderwunsch zu erfüllen, sollten Sie vor der endgültigen Entscheidung ein paar Dinge beachten. Welche drei Dinge das genau sind, haben wir Ihnen hier zusammengestellt:
- Gesetzgebung zu dieser Art der Behandlung: Die reziproke In-vitro-Fertilisation ist in vielen Ländern nicht erlaubt. Daher sollten Sie unbedingt nachforschen, was in Ihrem Land gilt. Sollte diese Behandlung auch in Ihrem Land nicht erlaubt sein, können Sie überlegen, ob Sie für die Kinderwunschbehandlung ins Ausland reisen möchten. Das Reisen in ein anderes Land, um dort eine Kinderwunschbehandlung zu erhalten, wird auch als Fruchtbarkeitstourismus bezeichnet. Folgen Sie dem Link, um mehr darüber zu erfahren.
- Eizellentnahme und Schwangerschaft: Bevor Sie als lesbisches Paar eine reziproke In-vitro-Fertilisation planen, müssen Sie entscheiden, wem von Ihnen beiden die Eizellen entnommen werden sollen (und damit, wer genetisch mit Ihrem Kind verwandt sein soll) und wer das Kind austragen und zur Welt bringen soll. Sie werden also beide auf gewisse Weise biologisch mit dem Kind verbunden sein. Gerade dieser Aspekt macht diese Behandlung für viele lesbische Paare attraktiv. Wer von Ihnen letztlich welche Rolle übernimmt, ist auch von einer Reihe von Faktoren abhängig, wie etwa dem Alter oder Ihrer Gesundheit. Entscheidend sind aber auch Ihre persönlichen Wünsche. Einigen Frauen ist es sehr wichtig, die Schwangerschaft selbst zu erleben und das Kind im Bauch zu spüren, während andere einen großen Wert auf die genetische Verwandtschaft legen.
- Auswahl des richtigen Samenspenders: Worauf kommt es Ihnen beim Samenspender an? Bei Cryos wählen viele lesbische Paare gezielt einen Spender aus, der Ähnlichkeit mit der Frau hat, die nicht genetisch mit dem Kind verwandt sein wird. In die Auswahl eines konkreten Spenders fließen aber viele Überlegungen ein, weshalb Sie schon frühzeitig anfangen sollten, darüber zu reden. Wenn Sie sehen möchten, welche Samenspender derzeit bei Cryos verfügbar sind, besuchen Sie unsere kostenlose Samenspendersuche.
Erfolgsaussichten bei der reziproken In-vitro-Fertilisation
Laut einer Studie sind die Erfolgsaussichten von reziproken In-vitro-Fertilisationen mit einem Lebendgeburtanteil von 60 % je behandeltem Paar vielversprechend. Beachten Sie dabei aber bitte, dass auf diesem Gebiet bislang nur wenige Studien durchgeführt wurden und künftige Erfolgsraten von denen in der Studie abweichen können.
Wenn Sie mehr über die Erfolgsaussichten von Kinderwunschbehandlungen erfahren möchten, besuchen Sie die hier verlinkten Seiten zu intrazervikaler Insemination (ICI), intrauteriner Insemination (IUI) und intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI).