Signe Fjord über das Muttersein als Single und echte Familien
Das Leben läuft manchmal nicht nach Plan. Das heißt aber noch lange nicht, dass es schlecht oder falsch läuft. Wenn das einer sicher weiß, dann Signe Fjord. Sie hat sich nicht nur als Single dazu entschieden, Mutter zu werden, und freut sich über eine mittlerweile sechsjährige Tochter, sondern sie gibt ihre Erfahrungen als Solomutter auch weiter: als Schriftstellerin, Vortragsrednerin und Coach. In diesem Beitrag spricht sie über ihre Entscheidung, ein Kind ohne Partner zu bekommen und welche Vorteile das haben kann. Außerdem berichtet sie uns, wie sie mit ihrer Tochter darüber spricht, dass sie das Kind eines Samenspenders ist.
War es dein Plan B, als alleinstehende Frau Mutter zu werden?
Ich wollte schon immer unbedingt Mutter sein. Bis ich mich dazu entschloss, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen, dachte ich immer, dass ich für eine Familie einen Mann bräuchte. Aber nicht falsch verstehen: Ich habe den kleinen Menschen nicht auf die Welt gebracht, weil ich irgendwelchen Druck verspürt hätte oder verzweifelt gewesen wäre. Ich wollte es einfach. Und ich wollte es alleine machen. Ansonsten hätte es auch noch viele andere Möglichkeiten gegeben.
Zum Glück lebe ich in Dänemark. Für freiwillig alleinerziehend, die mithilfe einer Samenspende Mütter werden wollen, ist Dänemark das reinste Paradies, genau der richtige Ort.
Ich hatte ein paar ernste Beziehungen und ich bin ehrlich gesagt mehr als froh, dass ich mit keinem meiner Exe ein Kind habe. Beim bloßen Gedanken daran, meinen Ex-Mann oder einen meiner Ex-Freunde jede Woche oder jede zweite Woche sehen zu müssen, dreht sich mir der Magen um. Mein Kind mit meinem Ex-Mann großziehen zu müssen, ist ein schrecklicher Gedanke. Da habe ich mich doch lieber dafür entschieden, allein ein Kind zu bekommen. Ich stelle mir vor, wie wir uns darüber gestritten hätten, ob das Kind die ersten Jahre Zucker essen darf, auf welche Schule das Kind gehen soll oder welche Sprache wir zu Hause sprechen.
Wir leben in einer Welt, die sich ständig verändert und weiterentwickelt. Es gibt keine Garantien. Die Märchen, die mir meine Oma früher immer vorgelesen hat, haben rein gar nichts mit dem Leben zu tun, das ich lebe. Viele Leute sind auch solo absolut glücklich. Nicht jeder möchte bis zum Ende seiner Tage glücklich und zufrieden mit dem gleichen Partner leben. Auch Menschen verändern sich. Dass die eigenen Eltern die goldene Hochzeit zusammen feiern, ist heute alles andere als sicher. Patchwork-Familien sind heute immer häufiger, in denen meine, deine und unsere Kinder zusammenleben.
Was sind die größten Vorteile als Single-Mutter?
Die größten Vorteile, die man hat, wenn man sich als Single dazu entschließt, Mutter zu werden bzw. ein Kind allein großzuziehen, sind meiner Meinung nach rechtliche Aspekte. Es ist alles viel klarer. Ich bin die Mutter. Einen Vater gibt es nicht. Und so wird es immer sein. Selbst wenn irgendwann ein Mann in mein Leben tritt, bin noch immer ich allein für das Aufziehen meines Kindes verantwortlich. Da gibt es gar keine Diskussionen. Ein weiterer Vorteil ist, dass mein Kind und ich überall hinziehen können, wo und wann wir wollen.
Außerdem muss man sich nicht mit einem Ex-Mann mit dazugehöriger Familie wegen dem gemeinsamen Kind herumschlagen. Und wenn ich einmal denjenigen finde, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, bleibt auch ihm ein störender Ex-Mann erspart. Ich suche also nicht weiter nach einem Vater für mein Kind. Ich treffe mich zwar mit Männern, aber keiner davon wird jemals der Vater meiner Tochter sein. Ein Mann kann männliche Bezugsperson sein und seine Stärken einbringen, aber „Eltern“, das bin nur ich.
Was ist als Single-Mutter am schwierigsten?
Es ist kein Geheimnis, dass man als Solomutter manchmal ziemlich zu kämpfen hat. Man ist immer der Hauptverdiener und derjenige, der sich kümmern muss.
Man muss als Solomutter unaufhörlich daran arbeiten, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Ich habe für mich entschieden, eine tolle und fröhliche Mutter zu sein. Darauf arbeite ich hin. Außerdem habe ich beschlossen, nicht zu schreien. Um den eigenen Ansprüchen an eine „tolle Mutter“ gerecht zu werden, muss ich ganz schön an mir arbeiten. Aufgrund meiner hohen Erwartungen und Ansprüche habe ich aber auch mehr zu geben. An manchen Tagen muss es gerade morgens ganz schnell gehen. Da kann das Zähneputzen auch mal auf der Strecke bleiben. Am Abend nehmen wir uns aber immer die Zeit, um uns von unseren schönen Erlebnissen am Tag zu erzählen.
Am schlimmsten ist es, wenn das Kind krank ist und man selbst auch. In solchen Zeiten muss man sich auf sein Netzwerk verlassen können. Jede Menge tiefgefrorene Suppe in Gefrierschrank, sich im Bett einmurmeln und das Kind ganz fest halten – und natürlich daran denken, dass auch das irgendwann vorbei geht.
Was Einkäufe und Haushalt angeht, gilt es, immer einen Schritt voraus zu sein. Es muss etwas zu essen da sein, da man nicht einfach so mal einkaufen gehen kann, wenn das Kind zu klein ist, um allein zu Hause zu bleiben.
Für mich persönlich am schlimmsten war, dass ich manchmal so fertig und müde war, dass ich keine Energie mehr dafür hatte, mich mit anderen zu treffen. Ich habe viele Freunde vor den Kopf gestoßen. Ich musste eine Menge Partys oder Events absagen, da ich all meine Energie auf den Alltag konzentrieren musste. In unserer Familie geht es also recht ruhig zu. Wir verbringen viel Zeit miteinander und entspannen einfach. Ich habe meine Tochter viel mit dem iPad spielen lassen. Ich geb‘s zu. Manchmal habe ich deshalb ein richtig schlechtes Gewissen. Andererseits kam zu Weihnachten eine Freundin von mir aus New York zu Besuch und meine Tochter sprach plötzlich ganz passabel Englisch mit ihr, obwohl sie noch nie Englisch-Unterricht hatte. Das hat mein schlechtes Gewissen etwas gelindert.
Manchmal dauert es auch ein bisschen länger, bis ich eine Entscheidung getroffen habe. Zum Beispiel auf welche Schule meine Tochter gehen soll. Ich muss die wichtigen Entscheidungen treffen und ich habe niemanden Bestimmten, mit dem ich solche Dinge besprechen kann. Dann greife ich aber auf Freundeskreis und Familie zurück und bespreche wichtige Entscheidungen gleich mit vielen Leuten auf einmal.
Wie hast du mit deiner Tochter darüber gesprochen, dass sie mithilfe eines Spenders gezeugt wurde? Welche Gedanken hattest du dir dazu gemacht?
Ich wusste von Anfang an, dass ich meiner Tochter die Wahrheit sagen würde, also dass sie ein Spenderkind ist. Ich hatte sogar schon vor der Schwangerschaft öffentlich gemacht, dass ich mithilfe eines Samenspenders ein Kind bekommen möchte. Das war in einer dänischen TV-Sendung, in der es genau um dieses Thema, also Kinderkriegen mithilfe einer Samenspende, ging. Es war also klar, dass ich es meinem Kind sagen würde.
Schon ab ihrem zweiten Lebensjahr habe ich mit meiner Tochter darüber gesprochen, warum unsere Familie so ist, wie sie ist. Das war für mich auch der Anlass, mein erstes Kinderbuch zu schreiben: „Mama und das Wunschkind“. Ich habe das Buch in der Hoffnung geschrieben, anderen Familien, die aus einer Solomama und einem Kind oder mehreren Kindern bestehen, dabei zu helfen, sich ganz und vollständig zu fühlen. Kinder sollten die Geschichte ihrer Herkunft kennen, da sie einen wichtigen Teil ihrer Identität ausmacht. Die Geschichte eines Spenderkinds kann man auf vielerlei Weise erzählen. Im meinem Buch liegt der Schwerpunkt auf allem, was da ist, nicht auf dem, was fehlt.
Trotzdem war es für mich nicht einfach, das Buch herauszubringen. Ich habe drei Jahren gebraucht. Zwei Jahre sind allein aufgrund meiner Angst vor der Veröffentlichung verstrichen. Durfte ich schreiben, dass Mama und das Wunschkind glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage gelebt haben? Ein solches Märchen gab es bislang nirgendwo. Nach langen Überlegungen habe ich das Buch dann doch endlich veröffentlicht. Nicht jeder ist mit diesem Konzept einverstanden. Das liegt allerdings an dem veralteten Bild von Familie, das viele Leute haben. Sie gehen von der Kernfamilie aus und fragen dann, wo denn der Vater in unserer Familie sei. Für mich sind alle Familien „echte“ Familien und alle Familien sind gleich. Darum habe ich letztlich das Buch auch veröffentlicht.
Ich habe meiner Tochter immer gesagt, dass es verschiedene Arten von Familie gibt. Ich habe auch mit vielen Erwachsenen gesprochen, die ebenfalls mithilfe von Spendersamen gezeugt wurden. Ihre Ratschläge habe ich übernommen. Ich wollte von Anfang an ehrlich sein, das war mir wichtig. Wir haben nichts zu verstecken und müssen uns für nichts schämen. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für den Mann, der uns dabei geholfen hat, eine Familie zu werden.
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