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Spenderkinder

Wenn man nach einer Eizellspende geboren wird und erst als Erwachsene davon erfährt

Katie fragte sich immer schon, warum sie nicht so aussah wie ihre Mutter

Katies Eltern hatten sich den Traum vom eigenen Kind mithilfe einer Eizellspenderin erfüllt. Und hielten es 25 Jahre lang geheim. Erst mit 24 Jahren entdeckte Katie zufällig, dass sie nach einer Eizellspende auf die Welt gekommen war.

Während einer Recherche zum Thema In-vitro-Fertilisation wurde der 24-jährigen Katie klar, dass sie sehr wahrscheinlich nicht aus einer Eizelle ihrer Mutter hervorgegangen war. Wie Katie aufgewachsen ist, wie sie sich gefühlt hat, als sie herausfand, dass Sie mithilfe einer Eizellspenderin zur Welt gekommen war, und welche persönlichen Ratschläge sie für Eltern von Spenderkindern hat, erfahren Sie hier.

Mutter, Vater, Kind … und Spenderin

„Zu meiner Familie gehören neben mir noch meine liebe Mutter und mein Vater. Die beiden leben allerdings getrennt. Ich habe zu beiden eine enge Beziehung und ich bin stolz darauf, meine Mutter meine beste Freundin nennen zu können.

Ich kam mithilfe einer Eizellspende zu Welt, habe das aber erst letztes Jahr durch Zufall erfahren, als ich mich zu In-vitro-Fertilisationen informieren wollte.“

Und plötzlich ist klar: Ich bin das Ergebnis einer Eizellspende

„Mit 24 Jahren wurde mir klar, dass ich mithilfe einer Eizellspende zur Welt gekommen war. Ich fand es selbst heraus, durch eine einfache Suche nach Informationen zu In-vitro-Fertilisationen bei älteren Frauen. Ich merkte ziemlich schnell, dass es extrem unwahrscheinlich war, dass mich meine Mutter noch mit einer eigenen Eizelle bekommen hatte. Diese Erkenntnis musste ich erst einmal verdauen, während ich weitersuchte. Schließlich fasste ich mir ein Herz und stellte meine Eltern zur Rede. Da erzählten sie mir alles. Es war sehr emotional. Meine Eltern bereuen jetzt, mir nicht von Anfang an davon erzählt zu haben. Nach unserem Gespräch haben mich beide um Entschuldigung gebeten. Mittlerweile ist ihnen auch klar geworden, dass diese Geheimniskrämerei uns allen im Grunde nur geschadet hat. Da sie es überhaupt niemandem gesagt hatten, musste ich es selbst herausfinden. Das war sehr hart für mich.

Seitdem ich davon weiß, sind meine Eltern sehr offen und ehrlich und haben alle meine Fragen beantwortet. Sie haben mich auch dabei unterstützt, etwas über meine Eizellspenderin und mögliche Halbgeschwister herauszufinden. Ihre Unterstützung ist für mich unheimlich wichtig gewesen und hat es mir etwas einfacher gemacht. Denn jetzt kann ich ganz offen sein und weiß, dass sie immer für mich da sein werden, wenn ich sie brauche.“

Gespräche über die Eizellspenderin

„Nach meiner Entdeckung haben meine Eltern und ich viel über meine Eizellspenderin gesprochen. Dabei haben wir immer das Wort „Spenderin“ verwendet, da wir alle wussten, was damit gemeint ist. Das Wort fühlt sich etwas kalt an, nach Labor. Ich persönlich sage daher lieber „biologischer Elternteil“, denn das ist diese Frau ja für mich. Ich könnte auch „biologische Mutter“ sagen, aber das hört sich für mich zu persönlich an. Daher bleibe ich lieber bei dem anderen Begriff. Andererseits gibt es hier kein Richtig oder Falsch, und ich bin mir ziemlich sicher, dass andere Leute, die mithilfe einer Eizell- oder Samenspende gezeugt wurden, das vielleicht auch anders sehen und andere Bezeichnungen bevorzugen.

Ich habe meine Eltern gefragt, wie denn die Auswahl der Eizellspenderin ablief. Sie erzählten mir, dass sie nach einer Eizellspenderin suchten. Irgendwann kam die Klinik auf sie zu und teilte ihnen mit, dass sie die perfekte Kandidatin gefunden hätten, eine Frau die meiner Mutter sehr ähnlich sehen würde. Meine Eltern freuten sich sehr über die Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Ich sollte mich in der Familie ja nicht fremd fühlen.“

Katie und ihre Mutter sind beste Freundinnen und das trotz der Enthüllungen über Katies Zeugung per Eizellspende

Ich wachse auf, ohne meine Herkunft zu kennen

„In meiner Kindheit und Jugend ahnte ich nichts und stellte meine Herkunft daher auch nicht infrage. Als Kind schaute ich mir die Fotos von meiner Mutter an, als sie mit mir schwanger war, oder auch die Fotos mit uns beiden nach der Geburt. Ich hatte keinen Anlass daran zu zweifeln, dass wir biologisch miteinander verwandt sind. Wenn ich heute aber zurückblicke, ergeben manche Dinge plötzlich Sinn. Ich verstehe jetzt besser, warum ich mich manchmal, was meinen Körper angeht, komisch in meiner Familie gefühlt habe.

Ich habe beispielsweise immer mit meinem Gewicht gehadert. Schon als Kind war ich ziemlich pummelig. Schwierig wurde es dann aber als Teenager. Alle anderen in meiner Familie waren so dünn. Ständig verglich ich mich mit meiner Mutter, da sie immer eine tolle Figur hatte. Jetzt, da ich weiß, dass ich mithilfe einer Eizellspende gezeugt wurde, fühle ich mich viel besser in meinem Körper. Mir ist jetzt klar, dass ich nicht so viel Zeit damit hätte verschwenden sollen, darüber nachzugrübeln, warum ich nicht so wunderschön aussehe wie meine Mutter. Ich habe schlicht und einfach nicht ihre Gene. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht so streng mit mir selbst gewesen und hätte auch nicht diese Vergleiche angestellt.“

Wie es ist, durch eine Eizellspende gezeugt worden zu sein

„Es wäre mir lieber gewesen, meine Eltern hätten mir gleich erzählt, dass eine Eizellspenderin involviert war. Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig. Wären sie ehrlich zu mir gewesen, hätte ich nicht mein ganzes Leben lang versucht, mein Aussehen mit dem meiner nicht biologisch mit mir verwandten Familie zu vergleichen. Dieses Geheimnis hat das Vertrauen zu meinen Eltern erschüttert. Wir arbeiten aber daran, es wieder zu reparieren. Dennoch ist es für mich immer noch schwer zu verkraften, dass ich mein ganzes Leben lang angelogen wurde. Es braucht Zeit, bis das heilt. Ich verstehe zwar, welche Ängste und Gründe sie hatten, doch bleibt es für mich trotzdem schwer erträglich. Ich hatte immer gedacht, meine Eltern wären meine besten Freunde und hätten keine Geheimnisse vor mir.

Ich hätte gerne Kontakt zu meiner Spenderin. Ich möchte wissen, wie sie heißt und warum sie gespendet hat. Und fragen, ob sie manchmal an mich denkt. Mit einem Namen würde sich alles persönlicher und besser anführen. Ich könnte dann so etwas sagen wie: ‚Mary‘ hat etwas unheimlich Liebes für meine Eltern gemacht. Ich stelle mir auch vor, wie sie aussieht. Manchmal bin ich nämlich, was das betrifft, sehr pingelig mit mir selbst und frage mich, was ich wohl von ihr habe und was von meinem Vater.

Wenn ich Kontakt zu meinem biologischen Elternteil aufnehmen könnte, wäre das vielleicht auch mit potentiellen Halbgeschwistern möglich. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, wollte aber immer schon Geschwister haben. Deshalb fände ich es großartig, Menschen zu finden, die ebenfalls aus einer Eizellspende dieser Frau hervorgegangen sind, meine Halbgeschwister. Wir hätten immerhin vieles gemeinsam und könnten uns gegenseitig auf unserem Weg unterstützen.“

Tipps für Familien mit Kindern aus Samen- oder Eizellspenden

„Ich möchte Familien mit Kindern aus Eizell- oder Samenspenden den Rat geben, offen und ehrlich zu sein und die Kinder auch in dieser Frage während des Aufwachsens zu unterstützen. Solche Geheimnisse verletzen und können familiäre Beziehungen stark belasten, so wie es mir und meinen Eltern passiert ist. Meine Eltern waren allein, ich war allein. Machen Sie es besser und binden Sie die Spende als positiven Aspekt in die Geschichte Ihres Kindes ein. Mithilfe einer Eizellspenderin auf die Welt zu kommen, macht diese Kinder zu etwas Besonderem.

Eltern sind da, um Tränen zu trocknen, einen in den Arm zu nehmen, wenn man sich fürchtet, mit dem Kind zu lachen und zu spielen. All das hat nichts mit genetischer Verwandtschaft zu tun. Ein Spenderkind zu sein, ist nichts Schlechtes. Schlecht sind nur die Lügen und Geheimnisse.

Was Familien, die eine Eizell- oder Samenspende benötigen, meiner Meinung nach auch noch unbedingt machen sollten: Entscheiden Sie sich für einen ID Release-Spender. So hat Ihr Kind später einmal die Möglichkeit, Kontakt zum Spender bzw. zur Spenderin aufzunehmen. Meine Eltern hatten keine Wahl. In den 1990er Jahren waren nur vollständig anonyme Spender (Non-ID Release-Spender) erlaubt. Ich wünsche mir kaum etwas so sehr, wie meine Spenderin kennenzulernen. Allerdings weiß ich nur wenig von ihr. Haar- und Augenfarbe, ihre Körpergröße und ihr Gewicht, das ist schon alles. Nichts, womit ich sie identifizieren könnte. Ich kann das Unbekannte nicht leiden. Ich bin von Natur aus neugierig und möchte einfach mehr von meiner Eizellspenderin wissen.“ 

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